Stressbewältigung durch Coaching
25. September 2023Wie geht es Dir -wirklich-?
20. Oktober 2023Hier eine kleine Anekdote aus meinem Leben...
Ich bin mir sicher, dass insbesondere viele andere Mütter bereits in gleichen Situationen waren und immer wieder sind.
Die Sommerferien sind zu Ende. Leider liefen diese nicht ab wie gedacht, denn der Ehemann hat den Urlaub vorzeitig mit uns abgebrochen und mit einem Krankenhausaufenthalt beendet, der etwas andauern sollte.
Nach 3 Wochen „out of office“ vom Büro quilt das Email-Postfach und Slack nahezu über. Immerhin heißt das aber auch, dass ich dieses Mal meinen Vorsatz umgesetzt habe, keine Nachrichten während meines Urlaubs zu checken. Ist so wichtig, wenn man wirklichen Abstand von der Arbeit gewinnen möchte.
Aber, als „Working Mom“ bleibt es natürlich nicht dabei, nur die eigenen Themen in den Griff zu kriegen.
Mit dem Krankenhausaufenthalt des Ehemanns finden wir uns in erschwerten Umständen wieder, und für die Kids geht es ja auch wieder los.
Schluss mit Schlendrian, rein in die Schulstruktur. Die Kinder müssen sich wieder ans frühe Aufstehen und an Hausaufgaben gewöhnen. Hefte sollen gekauft, unzählige Bücher eingebunden werden, und uups, die Sportschuhe sind ja auch zu klein geworden. Also flink noch ab in den Schuhladen!
Zudem ist Kind 2 noch bei einem Theaterstück für die Schulanfänger eingeteilt. Und hier erreicht uns sehr kurzfristig die Neuigkeit, dass wir doch bitte noch Oberteil in braun und Hose in schwarz besorgen möchten, bitte bis übermorgen, denn die Hasen im Theaterstück sind alle braun/schwarz. Also, wieder los, dieses Mal zum Klamottenkauf.
Dem aber nicht genug: Es wird aufgerufen Kuchen zu backen. Nicht nur einen, gleich 3:
- Für die Einschulungsfeier, damit Geld eingesammelt werden kann für die Klassenfahrt von Kind 2
- Für das Fußballturnier, damit der Fußballverein Diverses finanzieren kann
- Und für den Musikverein, damit neue Instrumente gekauft werden können
Es sollte also irgendwie in ähnlicher Manier nach den Sommerferien weitergehen, wie es vor den Sommerferien, in der Phase der diversen Sommerfeste, geendet hat.
Nur jetzt wollte ich nicht mehr.
Wo ich gern zu dem Stammpersonal gehöre, was immer "ich" und "hier" ruft, wenn es eine ehrenamtliche Arbeit zu verteilen gibt, so breche ich mein Muster und mache schlicht und einfach nicht mit.
Es fällt mir denkbar schwer, insbesondere nach Aufruf 3 vom Elternsprecher, man möchte sich doch nochmals einen Ruck geben, der Kuchen sei doch für unsere Kinder.... Als People Pleaser und Erwartungen-Erfüller hatte ich es da nicht leicht, und das, wo ich doch nahezu alles für die Kinder tun will.
„Do what you preach“, denke ich mir aber. Es ist jetzt notwendig, an mich zu denken, zu schauen, dass meine Anspannung unter Kontrolle bleibt, und ich nicht in (noch mehr) Stress gerate. Ich selbst brauchte ein ganz deutliches JA - YES - OUI zu mir!
Dass weder die Schule, oder der Fußballverein, noch der Musikverein ein "ja" zum Kuchen erhielten, emfpand ich angesichts meines Trubels vertretbar.
Bitte nicht falsch verstehen, ich sage nicht, dass wir keinen Kuchen für einen Benefiz-Verkauf mehr backen sollen, kein Ehrenamt mehr ausfüllen, nicht mehr aushelfen sollen. Wofür ich aber einstehe ist, solche Dienste nur dann zu übernehmen, wenn wir uns sicher sind, dass dies uns nicht zu sehr erschöpft.
Ein ja zu sich selbst wird oft bedeuten, andere zu enttäuschen.
Und das ist in Ordnung, wenn es das ja zu sich selbst notwendig ist. Und ein ja zu sich selbst ist immer notwendig, wenn es dazu führt, dass man nicht unter (zu großen) Stress gerät.
Lustigerweise wurde ich dann noch bestätigt durch die „Letters from Love“ von Elizabeth Gilbert (Autorin von u.a. "Eat Pray Love"). In den „Letters from Love“, die ich abonniere, schreibt Elizabeth nieder, was ihr in den Sinn kommt, wenn sie sich in Ruhe und Stille der Liebe zuwendet und diese bittet, ihr einzugeben, was sie, also Elizabeth, heute lernen und erkennen soll. Folgende Auszüge (eben geschrieben aus der Perspektive der Liebe) möchte ich Euch hier übersetzen:
„Ich habe Dich in dieser Woche erneut gebeten, langsamer zu werden, bestimmte selbst auferlegte Pflichten und Fristen loszulassen. Um Zeit und Raum zu bitten. Etwas weniger Arbeit auf Dich zu nehmen. Dich etwas seltener freiwillig zum Dienst zu melden.
Bitte verstehe mich nicht falsch - es ist eine schöne Sache, zu arbeiten und zu dienen. Ich möchte, dass Du viel von beidem erlebst. Aber es ist auch eine schöne Sache, mit mir in der Stille zu sitzen und Dich darin zu üben, zu bemerken, wie die Welt anscheinend auch ohne Dein ständiges Zutun und Zurarbeit auskommt.
Meine Liebe, ich möchte dich noch einmal daran erinnern, deine Stunden und Tage nicht mit so viel Aktivität zu füllen. Vieles davon ist unnötig. Du stürmst mit einer Dringlichkeit ins Leben, die nicht immer gerechtfertigt ist.
Lass dich nicht von den Schreien und Kämpfen und den täglichen kleinen Dramen und Schuldgefühlen deines Verstandes verführen. Es ist nicht alles echt. Und selbst wenn es real wäre, wird es vorbeigehen. Lass es vorübergehen.“
(Elizabeth Gilbert, Letters from Love, 24.9.2023)
Wunderschöne Worte der Liebe, die Elizabeth Gilbert als Letters from Love an sich und uns niederschreibt. So wahr, so weise.
Lasst uns aufeinander aufpassen, so dass unsere gegenseitigen Ansprüche und Erwartungen uns nicht unter Druck setzen. Und sollten wir selbst einmal ein „nein“ von jemand anders erhalten, so können wir uns tatsächlich für den anderen/die andere freuen: Diese Person konnte eine Grenze für sich ziehen!
Da kann man doch eigentlich nur gratulieren!