Burnout kommt nicht allein von Stress
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25. September 2023Die Kunst des Weglassens – im künstlerischen Kontext als Minimalismus bekannt – ist ein Prinzip, das in vielen Lebensbereichen Anwendung findet und Bedeutung hat. Von der bildenden Kunst und Architektur über Literatur und Musik bis hin zu Business, Lebensstil und persönlichem Wachstum – die Reduktion auf das Wesentliche ist eine Fähigkeit, die besonderes Geschick und Bewusstsein erfordert.
Die Grundidee des Weglassens besteht darin, allem Überflüssigen den Rücken zu kehren und nur das Nötige, das Wirkungsvolle zu behalten. In der Bildenden Kunst beispielsweise prägte der Minimalismus eine Generation von Künstlern, die darauf abzielten, ihre Werke auf ihre essenziellen Formen und Farben zu reduzieren. In der Literatur sprechen wir von Präzision der Sprache, wobei überflüssige Worte und Ausschweifungen vermieden werden.
In der Musik kann das Weglassen zur Schaffung faszinierender Kompositionen führen, in denen jede Note, jede Pause, jeden Atemzug zählt. Der berühmte Komponist Ludwig van Beethoven verwendete diese Technik in seinen späten Werken, indem er komplexe Strukturen und Orchestrierungen durch einfachere, aber ausdrucksstärkere Melodien und Harmonien ersetzte.
Die Kunst des Weglassens ist jedoch nicht nur auf kreative Disziplinen beschränkt. Im Bereich des Unternehmertums und Projektmanagements wird das Prinzip der Einfachheit oft betont. Viele erfolgreiche Unternehmen nutzen das Konzept des "Lean Managements" oder "Lean Startups", bei dem es darum geht, unnötige Prozesse, Kosten oder Produkte zu eliminieren und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, um effizient und wettbewerbsfähig zu sein.
Im Bereich des persönlichen Wachstums und der persönlichen Entwicklung kann die Kunst des Weglassens als eine Form des Minimalismus gesehen werden. Indem wir uns darauf konzentrieren, was im Leben wirklich wichtig ist, Unnötiges aussortieren und uns von der ständigen Suche nach mehr befreien, können wir ein sinnvolleres, zufriedeneres und ausgeglicheneres Leben führen.
Der Psychologe Jörg Berger legt uns nahe, alle unsere Lebensbereich radikal zu entrümpeln.
Die Strategie ist also nicht, wie so viele Hochglanz-Zeitschriften uns suggerieren, den Entspannungskurs oder die Yoga-Stunde auf’s Pensum noch drauf zu legen, denn das hilft den Menschen in einer aktuen Erschöpfungsphase nicht. Denn – wo sollen die Extra-Kurse und die Extra-To Do’s denn eigentlich im vollen Kalender noch untergebracht werden?
Viel mehr geht es darum, weitere Anstrengungen zu vermeiden. Es geht darum, sich im Weglassen zu üben. In der Akutphase einer Erschöpfung lohnt sich folgendes Experiment: Lassen Sie alles „Nicht-Lebensnotwendige“ weg, für 3, für 5 für 8 oder noch mehr Tage.
- Nehmen Sie sich frei
- Sagen Sie alle Termine ab (ausser ggfs. wichtige Arzttermine)
- Die Items auf der To Do Liste laufen vermutlich nicht weg – legen Sie Ihre To Do Liste beiseite
- Schalten Sie Social Media Kanäle aus, gerne auch das Telefon / Handy.
- Leben Sie für ein paar Tage nach Ihrem eigenen Rhythmus und tun sie nur noch, worauf Sie Lust haben. Lesen, Spazieren, Kochen, ein heißes Bad, ein schöner Film?
Ich bin mir sicher, dass gerade die Personen, die stets mit Vollgas durchs Leben düsen und ein großes Rad drehen, erst einmal große Schwierigkeiten haben, von 100 auf 0 runterzukommen. Es lohnt sich jedoch, sich diesem unbehaglichen Gefühl zu stellen, und sich voll darauf einzulassen.
Das Ergebnis wird nebst körperlicher Erholung auch ein mentales „Re-Set“ sein. Aus dieser Situation heraus lohnt es sich dann im Sinne der „Kunst des Weglassens“ und der Entrümpelung der Lebensbereiche folgende Fragen zu reflektieren und passende Maßnahmen zu ergreifen:
- Welche Dinge muss ich nicht wirklich mitmachen?
- Welche Dinge tun mir eigentlich gar nicht gut? Welche tun mir dafür wirklich gut?
- Was möchte (nicht „muss“) ich wirklich erreichen, können oder haben?
- Welche Menschen tun mir gut, welche Kosten mich nur Energie?
Lassen Sie den Antworten, die Sie sich geben, auch Maßnahmen folgen. Die Kunst des Weglassens ist in unserer heutigen Welt voller Überfluss und Informationsüberlast eine notwendige Fähigkeit. Es geht nicht nur darum, physischen und mentalen Ballast loszuwerden, sondern auch darum, mehr Klarheit, Fokus und Qualität in unser Leben zu bringen. Es ist die Kunst, das Wesentliche zu erkennen, das Überflüssige zu entfernen und das Leben in seiner reinsten Form zu genießen. Es ist die Kunst des Loslassens, die uns zu einem bewussteren und zufriedeneren Leben führen kann.
Und wie sagte es Astrid Lindgren via Pippi Langstrumpf so schön „...und dann muss man ja auch noch Zeit haben, einfach dazusitzen und vor sich hin zu schauen“